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FREIE SOFTWARE UND MENSCHENRECHTE: INTERVIEW MIT ALEJANDRO UND FRANCISCO CEREZO (MENSCHENRECHTSORGANISATION COMITÉ CEREZO /ACUDDEH, MEXIKO)

31 de octubre de 2012

Jueves 1ro de noviembre de 2012, por acuddeh

FREIE SOFTWARE UND
MENSCHENRECHTE

INTERVIEW MIT ALEJANDRO UND
FRANCISCO CEREZO
(MENSCHENRECHTSORGANISATION
COMITÉ CEREZO /ACUDDEH, MEXIKO)

MEXIKO-STADT, 10.10.2012

In Mexiko herrscht Krieg. Seit der ehemalige Präsident Felipe Calderón 2006 der Drogenkartellen
öffentlichkeitswirksam den Kampf angesagt hat. Doch betroffen von gewalttätigen Übergriffen durch
Kriminelle wie auch staatliche Sicherheitsorgane und Militär sind oft auch indigene und soziale
AktivistInnen, JournalistInnen und MenschenrechtlerInnen. Im Namen des sogenannten «Krieges gegen
die Drogen» starben bisher mindestens 70.000 Menschen, zwischen 3000 und 10.000 Personen
verschwanden spurlos oder sind auf der Flucht. MenschenrechtsverteidigerInnen werden bedroht,
gefoltert, ermordet, ohne dass die TäterInnen zur Rechenschaft gezogen werden. Während auf der einen
Seite die Straflosigkeit eines der größten Probleme der mexikanischen Justiz bleibt, sitzen auf der anderen
Seite immer wieder Unschuldige über Jahre ohne ein ordentliches Verfahren im Gefängnis.

So auch die Brüder Cerezo: Héctor, Alejandro und Antonio Cerezo wurden im Jahr 2001 unter dem
Vorwurf, sich an einem Sprengstoffanschlag in Mexiko-Stadt beteiligt zu haben, verhaftet und zu hohen
Haftstrafen im Hochsicherheitsgefängnis verurteilt. Dort waren sie Schikanen und Folter ausgeliefert.
Allerdings entbehrte die Anklage jeder Grundlage, weshalb das Berufungsverfahren erfolgreich war und
Alejandro im Jahr 2005 freigelassen wurde. Seine Brüder saßen noch weitere vier Jahre im Gefängnis.

Um gegen die Festnahme seiner Brüder zu protestieren und ihre Freilassung zu fordern, gründete
Francesco Cerezo zusammen mit anderen 2001 das «Comité Cerezo». Nach und nach weitete die
Organisation ihren Wirkungsbereich auf ganz Mexiko aus und steht heute für die Verteidigung der Rechte
von politisch Inhaftierten und Gewissensgefangenen ein. Gleichzeitig verteidigt das «Comité Cerezo» die
Rechte der Zivilbevölkerung, die besonders im sogenannten «Drogenkrieg» der mexikanischen Regierung
angegriffen, entführt, unschuldig inhaftiert und ermordet werden.

Anfang September 2012 wurde das «Comité Cerezo» mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.
Während ihres Deutschlandbesuches sprach Radio Onda mit Alejandro und Antonio Cerezo ausführlicher
über ihre Arbeit und die aktuelle Situation in Mexiko (http://www.npla.de/de/onda/content/1254).

Alejandro, Francisco, wie kommt es, dass das Comité Cerezo Teil des Organisationsteams dieser Konferenz
über Freie Software ist? Was ist euer Bezug als Menschenrechtsorganisation zu Informationstechnolgie?

A: Das ist den Bedürfnissen der MenschenrechtsverteidigerInnen geschuldet. Sie brauchen eine sichere
Kommunikationsstruktur, sie brauchen anonymisierte Wege, ihre Berichte und Verlautbarungen zu
veröffentlichen. Das war der Punkt, an dem wir angefangen haben, uns mit freier Software zu
beschäftigen. Wenn wir über Kommunikationssicherheit reden meinen wir nichts Geringeres als die
Rettung von Menschenleben. Denn VerteidigerInnen von Menschenrechten sind in Mexiko oft von
Verschleppung und Tod bedroht.

Welche Rolle spielt Comité Cerezo dabei? Bietet ihr den MenschenrechtlerInnen Schulungen oder
Webdienste an, die ihnen helfen, sicherer zu kommunizieren?

A: Wir bieten zwei Workshops an. In dem einen führen wir in das Thema Sicherheit ein und versuchen, zu
evaluieren, welche konkreten Risiken sie bei ihrer Arbeit eingehen.

In dem anderen stellen wir einige Anwendungen vor. Wir informierten über verschiedene Tools zum
Verschlüsseln, Backup, sicheren Surfen, Firewalls, sicheren Kommunizieren usw. Du musst wissen, fast
alle in Mexiko nutzen Windows-Betriebssysteme, das ist leider die Wahrheit. Manche benutzen Apple-
Computer. Und niemand benutzt Linux.

Ihr schult die Leute also in euren Workshops, damit sie der Gefahren von Internetkommunikation gewahr
werden und sicherer kommunizieren können?

A: Ja, das sind praktische Workshops. Die TeilnehmerInnen installieren ein Programm und testen es, dann
kommt die nächste Applikation. Am Ende des Workshops sollen sie mit der Software umgehen können.

Was waren eure Erwartungen an die Freie Software-Konferenz?

F: Uns geht es darum, mehr Beziehungen zwischen den EntwicklerInnen von freier Software und
AktivistInnen in gesellschaftlichen Kämpfen herzustellen. Die HackerInnen sollen wissen, wofür wir
kämpfen. Und wir als Menschenrechtsorganisation müssen unsere Kenntnisse in Freier Software vertiefen,
um
uns
in
unseren
Kämpfen
mehr
aufeinander
beziehen
und
um
effektiver
MenschenrechtsverteidigerInnen schützen zu können. Die AktivistInnen brauchen in ihren alltäglichen
Kämpfen Werkzeuge, die ihre Bedingungen verbessern.

Kannten die EntwicklerInnen auf dieser Konferenz bereits eure Arbeit?

F: Wir hatten bereits Kontakt zu linken Provider-Kollektiven wie «may first», «riseup» und «espora.org», weil
wir sichere Kommunikationsdienste, Mailinglisten brauchen. Allerdings bisher nur auf elektronischem Weg.
Nun treffen wir Leute aus diesen Organisationen auch persönlich und hoffen, wir können sie begeistern,
unsere Kämpfe mit ihrem technischen Knowhow zu unterstützen. Wir erhoffen uns dadurch auch eine
bessere Unterstützung für die Gefangenen und Geflüchteten.

Hat es funktioniert? Habt ihr auf dieser Konferenz Verabredungen getroffen?

F: Ja, wir haben Daten ausgetauscht und damit begonnen, konkrete Beziehungen aufzubauen.

Könnt ihr ein erstes vorläufiges Fazit von der Konferenz ziehen?

F: Ich glaube, es war ein interessantes Experiment für beide, die
HacktivistInnen und die sozialen
AktivistInnen. Beide haben ein bisschen von der Arbeit der anderen kennengelernt und wir hoffen, daraus
entsteht eine neue Art von Beziehung, in der unsere unterschiedlichen Kämpfe stärker zusammengeführt
werden.

Was ist sind eure nächsten Schritte?

A: Der nächste Schritt ist, einige Unterstützungsprojekte zu konkretisieren. Wir sind in den Austausch mit
anderen Gruppen aus sozialen Bewegungen getreten und haben Kontakte aufgebaut. Nun ist es Zeit,
konkreter zu werden: Welche Aufgaben stehen an, wer arbeitet wo mit, wer übernimmt für was
Verantwortung.

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Erwin Heil auf der Konferenz «Aportaciones del Software Libre a la lucha de las
izquierdas. Elementos para una reflexión colectiva» / «Beiträge der Freien Software zu den Kämpfen der
Linken. Elemente für eine kollektive Reflexion» am 8.-10. Oktober 2012 in Mexiko-Stadt.

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